Was ein Molch gegen „Wattfraß“ möglich macht

Nicht den Gürtel enger geschnallt, dafür die Stromzähler ausgebremst hat der Trink- und AbwasserVerband Eisenach – Erbstromtal (TAV). Das gelang dank des Energiemanagements, das 2016 eingeführt wurde.

Von 2016 bis 2018 wurden deshalb objektbezogen rund 241.303 kWh eingespart. Damit ließen sich 115 Drei-Personen-Haushalte ein Jahr lang versorgen. Bei einem durchschnittlichen Jahresbedarf von 6,1 MWh sind das knapp unter 10 % – damit eine echte Hausnummer. Daher sanken die Ausgaben für Elektroenergie um rund 48.260 Euro.

Das vom TÜV Nord zertifizierte Energiemanagement hat zudem dem TAV ermöglicht, sich rund 183.000 Euro Stromsteuer für die drei letzten Jahre rückerstatten zu lassen.

Nachhaltigkeit war und ist dabei den Wassermännern und -frauen des TAV nicht erst mit Einführung des Energiemanagementsystems Herzenssache. Im Gegenteil: Wer mit dem am meisten kontrollierten Lebensmittel, dem Trinkwasser, zu tun hat, der lebt sie im Arbeitsalltag. „All unsere Beschäftigten haben aber seither noch viel mehr ein Auge darauf“, lobt Werkleiter Peter Kahlenberg die Mannschaft.

Bei den regulären Wartungen sage man dem Wattfraß den Kampf an. Neueste Technik bei der Sanierung der beiden Reinwasserpumpwerke in Seebach ersparten 70.000 kWh, aufs Jahr gerechnet. Die Sanierung dreier der 18 Bohrbrunnen des Verbandes, bei denen die Antriebe der Pumpen erneuert wurden, minderte den Verbrauch um weitere 106.000 kWh.

„…und gelegentliches Rohrputzen hilft auch“, schmunzelt Kahlenberg: „Dafür schicken wir dann unseren Molch ins Rennen.“ Nein, der TAV züchtet keine neue Rasse jener Amphibien der Ordnung Schwanzlurche (Caudata oder Urodela). Vielmehr sind die Rohr-Molche kleine, konusförmige Bauteile aus Schaumstoff (Foto). Sie gibt es in allen gängigen Rohrgrößen. Ihre gehärtete Spitze und verschiedene Oberflächenstrukturen können Anhaftungen in Leitungen beseitigen, während sie im Abwasserstrom mitschwimmen bzw. von dem transportiert werden.

Premiere hatten diese kleinen, kurios anmutenden Helferlein im Falle der Druckleitung zwischen Wenigenlupnitz und Großenlupnitz. „Die fördert u. a. viel Industrieabwasser“, so Kahlenberg. Abnehmender Druck und damit geringere Förderleistung bei deutlich gestiegenem Stromverbrauch ließen die Fachleute der Abwasserreinigung aufhorchen. Sie suchten und fanden mit dem Molch eine kostengünstige, aber hoch wirksame Lösung. Schon sein erster Einsatz normalisierte alle Werte. Allein der Stromverbrauch der Pumpen sank indes um 35.790 kWh.

Hintergrund:
Das Energiemanagementsystem wurde erstmals im Dezember 2016 durch den TÜV Nord nach DIN ISO EN 50001:2011 zertifiziert. Die erfolgreiche Re-Zertifizierung erfolgte in diesem Jahr. Es bestehen derzeit 68 aktive Maßnahmen , von denen bisher 24 Sparmaßnahmen umgesetzt werden konnten.

Der TAV war 2016 der zweite der 24 Thüringer Wasser- und Abwasserzweckverbände, der vom TÜV Nord ein Energiemanagementsystem nach DIN 50001 zertifiziert bekam. Pionier war hier der Zweckverband Wasserversorgung und Abwasser des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt (2014).